Ein Ferkel mit Streptokokken sieht einfach nicht schön aus, auch wenn es vorbildlich behandelt wird und in der Krankenbucht auf Stroh liegt. Erst Anfang des Jahres haben Tierschutzaktivisten mehrere Schweineställe unbefugt betreten. Dass solche Bilder von Aktivisten verbreitet werden und nicht nur einen Schatten auf die gesamte Branche werfen, sondern auch den Seuchenschutz auf den Betrieben gefährden, möchten Schweinehalter vermeiden – zum Beispiel durch Videoüberwachung.
Darum ging es vergangene Woche bei einem Webinar des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV). Die wichtigsten Fragen: Welche Kamera brauche ich und wo positioniere ich sie? Was trivial klingt, hat große Wirkung – auch beim Preis.
Die Technik klug wählen
Mehr Pixel bedeuten detailliertere Bilder. Eugen Bondaletow vom Sicherheitstechnik-Hersteller Abus empfiehlt deshalb eine Auflösung von mindestens 4 Megapixel (MP). Entscheidender ist aber die Brennweite. Sie bestimmt den „Zoom“. Während eine 4 MP-Kamera mit einer Brennweite von 2,8 mm Personen nur bis zu einer Entfernung von 13 m sicher erkennen kann, kommt man mit einem 4 mm-Objektiv schon auf 18 bis 19 m. Dafür vergrößert sich der tote Winkel unterhalb der Kamera.
Erhältlich sind auch Objektive mit variablem Zoom. Im Zweifel sollten einfach mehrere Geräte so ausrichten sein, dass sie sich gegenseitig absichern.
Gegen Vandalismus gibt es besonders stoßfeste Kameramodelle, deren Verkabelung und Montage schwer zugänglich sind. Meist haben sie ein kuppelförmiges Gehäuse („Dome“).
Kein Mittel gegen Spinnen
Verlässlichere Bilder generieren allerdings gerade Kameras („Tube“). Auf ihnen bilden sich seltener nervige Regentropfen oder Schlieren. Auch Spinnweben können den Bewegungsmelder stören. „Dagegen gibt es leider kein praktikables Mittel“, bedauerte Bondaletow auf Nachfrage eines Landwirts. Der Infrarotmodus bei Nacht ziehe Insekten regelrecht an.
Wohin und wie hoch?
Auf landwirtschaftlichen Betrieben empfehlen sich für die Positionierung der Kameras Gebäudeecken gegenüber des zu überwachenden Objekts. Auch separate Masten sind möglich. Will man Gesichter erkennen, sollte das Objektiv in nicht mehr als drei Metern Höhe montiert sein. Zu tief angebrachte Kameras bekommen dagegen schnell Schwierigkeiten mit Scheinwerferlicht.
Nicht jeder Baum im Wind, aber auch nicht jede Person soll im Alltag einen Alarm auslösen. Deshalb lassen sich heute bei den meisten Systemen Push-Benachrichtigungen für bestimmte Objekte und Zeitfenster einstellen, etwa über Nacht. Diese kommen über eine App bequem aufs Handy.
Moderne Überwachungssysteme zeichnen dauerhaft auf, löschen im Nachgang aber unnötige Bilder – bis auf wenige Sekunden vor und nach der Bewegung. So werden relevante Szenen in Gänze abgespeichert.
Kameras ausrichten mit Google Maps
„Je genauer man plant, desto bessere und günstigere Lösungen bekommt man“, erklärt Bondaletow. Wer seinen Hof auf Google Maps aufruft, bekommt zum Beispiel einen guten Blick dafür, welche Bereiche eine Kamera erfassen kann. An der Verkabelung sollte auf keinen Fall gespart werden, denn bei großen Datenmengen kommen Systeme über Funk oder WLAN an ihre Grenzen. Außerdem empfiehlt der Experte Hinweisschilder. Im gewerblichen Bereich müssten diese Infos zum Betreiber und zum Datenschutz enthalten.
„Die höchste Priorität sollte – trotz aller Technik – auf der Beobachtung der Tiere liegen“, brachte es Carsten Spieker, Vorsitzender des WLV-Arbeitskreises für Ferkelerzeugung, am Ende auf den Punkt.
Unser Tipp: Wer über eine Videoüberwachung für den eigenen Betrieb nachdenkt, sollte sich beim WLV über Kostenvorteile bei Fachpartnern informieren.