Inklusion auf dem Land

Soziale Landwirtschaft als Zukunftsmodell: Praxisbeispiele und Erfahrungen

Inklusion auf dem Land bezieht Menschen mit Beeinträchtigungen ein und bietet Betrieben zugleich ein zusätzliches Standbein. Wir haben mit Experten gesprochen und zwei Inklusionsbetriebe besucht.

Lesezeit: 3 Minuten

Nicht nur Lebensmittel produzieren, sondern auch Menschen eine Perspektive bieten: Das ist Soziale Landwirtschaft. Für die Betriebe bedeutet das zum Beispiel, Menschen mit Beeinträchtigung bzw. Behinderung auf dem Hof anzustellen oder Wohn- und Betreuungskonzepte als Standbein zu etablieren. „Wohn- und Tagespflegeangebote werden dringend gebraucht“, sagt auch Maria Nielsen von der Landwirtschaftskammer Schles­wig-­Holstein (LKSH). Sie leitet die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) „Green Care-Soziale Landwirtschaft“.

Zusammen mit zehn Höfen aus Norddeutschland, Wissenschaftlern und dem Maschinenring Mittelholstein sammelt sie Erfahrungen und Informationen für andere Betriebe. „Ziel ist es, eine Einkommenskombination zu schaffen und Menschen mit unterschiedlichem Assistenzbedarf sinngebende Angebote zu bieten“, sagt sie. Mehr dazu lesen Sie hier:

Auch der Wissenschaftler Dr. Thomas van Elsen von der Universität Kassel unterstützt das Projekt. Zusätzlich ist er Mitgründer der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft (DASoL). „Die DASoL liefert vor allem Infos und berichtet auch über die Anforderungen für unterschiedliche Zielgruppen“, sagt er. In einem Kurs an der Universität unterrichtet er zudem Studierende, die Pilotprojekte gemeinsam mit Betrieben zur Integration sozialer Standbeine in landwirtschaftlichen Unternehmen umsetzen wollen. Ein ausführliches Interview mit Dr. Thomas van Elsen finden Sie hier:

Beispiele aus der Praxis

Langjährige Erfahrung in der Betreuung und Anstellung von Menschen mit Beeinträchtigung hat Eike Hornbostel. Er ist Geschäftsführer des Ökohofs St. Josef in Papenburg. „Ein Mitarbeiter hat anfangs nur den Trecker bewundert, jetzt fährt er mit dem 125-PS-Schlepper alleine los“, erzählt er. Mehr zum Betrieb lesen Sie hier, in unserer Reportage:

Es gibt aber auch Wohnprojekte wie bei Roland Bursian. Er leitet den Bioland-Betrieb „Der Hof“ in Isenbüttel, Niedersachsen. „Im Wohnhaus auf unserem Hof leben 16 Menschen mit Beeinträchtigung, die sich den Wohn- und Essbereich sowie die Küche teilen“, erzählt der 58-Jährige. Die Reportage zum Betrieb lesen Sie hier:

Von der Idee bis zur Umsetzung kann es aber ein langer Weg sein. So hat jedes Bundesland eine eigene Gesetzeslage. Daher laufen Beratung und Finanzierung unterschiedlich ab. Beispielsweise sind die Ansprechpartner nicht nur die Landwirtschaftskammern oder -ämter. „In einigen Ländern sind nichtstaatliche Beratungsstellen wie die ‚Fachstelle Maßstab Mensch‘ tätig “, sagt van Elsen. Als Hilfestellung hat die DASoL eine Karte mit möglichen Ansprechpartnern erstellt.

Auch der Green Care-Lehrgang der LKSH bietet Unterstützung für interessierte Landwirte. Maria Nielsen sagt: „Wir bearbeiten dort praktisch alle Themen rund um die Angebotsmöglichkeiten auf Höfen. Das umfasst zum Beispiel die Zielgruppenbetrachtung, den Planungsaufwand und den Ablauf der  Finanzierung.“ Die Praxis finde dabei auf den Höfen statt, die bereits Angebote in Schleswig-Holstein umsetzen.

Facetten der Sozialen Landwirtschaft

Übrigens: Die Möglichkeiten in der Sozialen Landwirtschaft umfassen aber noch weit mehr als die Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigungen. So kann es z.B. auch um Angebote der tiergestützten Therapie gehen, um Arbeit mit Senioren oder Personen mit Demenz oder Aktionen mit Kindern. Einige Infos zu den Themen finden Sie in diesen Artikeln:

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