Fortsetzung von "Wie Landwirte mit dem LKW legal mehr transportieren".
"Gestartet sind wir 2020 mit einer gebrauchten Dolly-Achse und einer Alumulde hinter unseren Traktoren“, beschreibt Michael Kapell die Anfänge mit der Lkw-Technik. In den letzten Jahren hat der Landwirt die Transportlogistik nun fast durchgängig auf bereits zwei lof-Sattelzugmaschinen abgestimmt.
Seine bisherigen Agrar-Kipperzüge und Muldenkipper hat er verkauft. Nur zwei Krampe-Mulden hat er noch im Fuhrpark. Kapell bewirtschaftet einen Betrieb mit den Schwerpunkten Kartoffelanbau und Biogaserzeugung in Borken-Marbeck im Münsterland.
Neue Alumulden
In diesem Jahr sind drei werksneue 44 m³-Schmitz Cargobull-Alumulden auf den Betrieb gekommen. „Mit mehreren Sonderausstattungen wie eine Kunststoffauskleidung der Firma Okulen und elektropneumatisch klappbarem Unterfahrschutz kosteten diese lediglich rund 42.000 €. Das ist weniger als die Hälfte eines Muldenkippers mit gleicher Nutzlast“, erklärt Michael Kapell seine Investition.
Für die Fahrt in enge Feld- und Hofeinfahrten wählte der Unternehmer die kürzeste Wannenlänge von 8,2 m. Damit ist der Gesamtzug nur etwa 14 m lang. Die Alumulden bei Schmitz-Cargobull gibt es bis 10,5 m Länge und maximal 59 m³ Volumen.
Die Kipper setzt Michael Kapell insbesondere bei der Kartoffelernte ein. Dabei sattelt er diese in der Fahrgasse ab und nimmt direkt einen voll beladenen Sattelauflieger mit. Aber auch in der Maisernte sind die Kipper im Einsatz.
Sind die Bedingungen schwieriger, bereifen die Mitarbeiter die Achsen um. Dann wechseln sie von der Reifendimension 385/65R22.5 auf 560/60R22.5. Der größere Satz ist auch in den Fahrzeugpapieren eingetragen. Insgesamt hat Kapell drei Sätze dieser breiten Reifen für die Auflieger vorrätig. „Ein Straßenreifensatz kostet ca. 3.000 €. Ein Satz Breitreifen hingegen liegt beim doppelten. Hinzu kommt der höhere Dieselverbrauch. Da ist klar, das wir je nach Situation umbereifen“, erklärt Michael Kapell seine Strategie, die er auch bei den Zugmaschinen umsetzt.
Schlüsselnummer geändert
Diese Strategie verfolgt er auch bei seinen beiden lof-Sattelzugmaschinen. Kapell kaufte 2021 seinen ersten gebrauchten MAN TGS 18.440 4x4. Im letzten Jahr wurde dieser verkauft und durch einen MAN TGS 18.510 4x4 ersetzt. In diesem Jahr folgte die zweite baugleiche Zugmaschine.
Auf beiden Tachos stand zum Zeitpunkt der Anschaffung eine Kilometerleistung von rund 300.000. Die Lkw mit mechanischem Allradantrieb ließ er beim örtlichen Landtechnikhändler, der auch MAN-Servicepartner ist, auf 60 km/h begrenzen. Der technische Dienst führte eine Änderungsabnahme durch, welche auch die Schlüsselnummer in den Papieren von 88.0000 auf 90.0000 änderte.
Mit Eintragung als lof-Sattelzugmaschine und der Begrenzung auf 60 km/h dürfen alle Mitarbeiter über 18 mit T-Führerschein die Lkw fahren. Das Sonntagsfahrverbot sieht Michael Kapell gelassen: „Wir transportieren sonntags nur frisch geerntete Waren wie Kartoffeln. Dafür gibt es Ausnahmen.“
Der Trecker darf dir nicht heilig sein
Da der Landwirt mit seinen Lkw nur im Umkreis von ca. 20 km unterwegs ist, sieht er keine Nachteile der geringeren Endgeschwindigkeit gegenüber einem normalen Lkw, die auch nur auf Autobahnen ihre höhere Geschwindigkeit von 80 km/h fahren dürfen.
Die Endgeschwindigkeit erreicht der MAN mit dem 12 Gang-Automatikgetriebe bereits bei 1.100 U/min. Je nach Streckenverlauf lag damit der Verbrauch beim Güllezubringen bei etwa 18 bis 20 l/h. Für die Maisernte kann der Unternehmer die Kraftstoffdifferenz zum Traktor genau beziffern: „Vergleicht man Lkw und Traktor an einem Arbeitstag miteinander und beide haben dieselbe Menge Mais transportiert, verbraucht der MAN 40 l weniger.“
Allrad muss sein
Im Frühjahr bringt Kapell mit den beiden Lkw Gärrest zum 20 m³-Ausbringerfass. Dazu nutzt er seinen eigenen Transportauflieger und leiht sich einen zweiten hinzu. Je Fass kann er so etwa 27 m³ legal transportieren. Das Ausbringfass saugt direkt per Saugarm aus dem Zubringer ab. Und bringt anschließend so viel Gülle aus, bis es den Rest aufnehmen kann, damit der Lkw wieder möglichst schnell auf der Straße ist. Einen Feldrandcontainer als Zwischenlager zu nutzen, würde genauso lange dauern, versichert Michael Kapell, der auch einen Container im Fuhrpark hat.
Dass der Lkw nicht so universell einsetzbar ist wie ein Traktor, stört den Landwirt nicht. Denn die Lkw laufen bei Kapell fast ganzjährig im Transport. Nach der Gülleausbringung im Frühjahr sind die Zugmaschinen von Juli bis September oder auch noch länger mit der Alumulde für den Kartoffelanbau unterwegs. Auch zur Rübenernte setzt Kapell die Mulden ein. Im Winter transportiert er Gülle von Landwirten zu seiner Biogasanlage und Gärrest zurück. Teils vermietet er auch das Gespann an benachbarte Betriebe oder seine Mitarbeiter, die auch eigene Betriebe bewirtschaften.
Der Landwirt hat sich bewusst für die Sattelschlepper mit mechanischem Allradantrieb entschieden. Ein Antrieb über z. B. HydroDrive würde nicht genug Kraft auf dem Acker bieten. So kann er mit den Lkw überall dort fahren, wo er früher auch mit einem Traktor und Anhängerzug gefahren ist.
Und auch feuchte Banketten darf man nicht unterschätzen. „Mit nur einer angetriebenen Hinterachse hat man hier schnell verloren,“ erklärt er während der Fahrt über einen schmalen Wirtschaftsweg. Anfänglich musste einigen Mitarbeiter die Skepsis vor der neuen Transportlogistik genommen werden. „Der bessere Fahrkomfort auf der Straße hat schnell alle Fahrer überzeugt“, sagt der Biogasbetreiber.