Gemeinsam mit der Lebensmittelpraxis und essen & trinken hat top agrar die „Initiative Standort Deutschland“ gegründet. Die drei Titel des Landwirtschaftsverlags zeigen damit, wie wichtig die Agrar- und Ernährungswirtschaft für den Standort ist. In diesem Rahmen erklären ausgewählte deutsche Unternehmen, wie sie Deutschland sehen und warum sie trotz aller Probleme weiterhin gerne hier investieren.
Ingo Müller ist seit 2016 CEO der DMK Deutsches Milchkontor GmbH.
"Uns fehlen verlässliche Rahmenbedingungen und ein echtes Zukunftsnarrativ. Das ist für Unternehmen eine Herausforderung und kostet am Ende Vertrauen – Vertrauen der Bürger, Vertrauen der Wähler, der nachfolgenden Generation und der Konsumenten. Wer nicht an die Zukunft glaubt, der schottet sich ab, um wenigstens das zu sichern, was er hat. Daraus entsteht aber nichts Neues.
In der öffentlichen Meinung sind die Probleme des Wirtschaftsstandorts Deutschland einhellig: Hohe Energiepreise, Bürokratie, geringe Produktivität und fehlende Innovation. Aber Jammern und gemeinsames Wehklagen führen uns nicht in bessere Zeiten. Genauso wenig wie das „in Watte Packen“ und opportunistische Handeln unserer Politiker und Politikerinnen.
In den Industrieländern glauben weniger als 20 %, dass es der nächsten Generation besser gehen wird, schaut man in das aktuelle Edelman Trustbarometer. Deutschland ist mit 14 % nahezu das Schlusslicht. Und das in einem der reichsten Länder der Welt. Hier geboren zu sein ist eigentlich der erste Sechser im Lotto.
Wir haben große Chancen in der Produktion von nachhaltigen und gesunden Lebensmitteln.
Wir müssen verstehen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Wenn wir den Wohlstand halten wollen, müssen wir alle wieder mehr und produktiver arbeiten. Wenn wir das hinbekommen, haben wir als Agrarbranche große Chancen in der Produktion von nachhaltigen und gesunden Lebensmitteln zu wettbewerbsfähigen Preisen. Davon kann unsere Landwirtschaft, unser Land und wir als Unternehmen sehr profitieren. Wir haben die Ressourcen und die klimatischen Bedingungen als Basis.
Veränderung ist anstrengend – aber wenn ich mir anschaue, wie wir viele Dinge im Unternehmen, aber auch in der Molkereiwirtschaft in den letzten Jahren angepackt haben und in Veränderung investiert haben – dann darf uns nicht bange sein, wieder an uns selber zu glauben und die Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen."